Die heute als Museum bestehende Guntramsdorfer Walzengravieranstalt wurde 1911 von Johann Endler errichtet. Johann Endler stammte aus Warnsdorf, einem nördlich von Prag an der tschechisch-deutschen Grenze gelegenen Ort, und kam mit seiner Familie nach Guntramsdorf um diese Walzengravieranstalt aufzubauen. Er war gelernter Graveur und Leiter einer Gravieranstalt in Warnsdorf. In Guntramsdorf bestand bereits eine wenige Jahre zuvor gegründete Walzengravieranstalt, in die sich Endler einkaufte, in den folgenden zwei Jahrzehnten zahlte er seine beiden deutschen Partner aus. Damals war die Gegend unterm Wienerwald dicht industrialisiert, hauptsächlich mit Textil-, Metall- und Papierindustrie. Die Guntramsdorfer Walzengravieranstalt Johann Endler & Co belieferte die Textil-, Papier-, Metallfolien-, Kunststoff- und Glasindustrie mit Druck- und Prägewalzen. Der Betrieb war der einzige seiner Art in Österreich und belieferte sowohl die unmittelbare Umgebung, wie die Guntramsdorfer Druckfabrik, die Traiskirchner Wachstuchfabrik und die Brunner Glasfabrik, als auch namhafte Kunden in ganz Europa. In der Zwischenkriegszeit lief das Geschäft auf Hochtouren, in guten Zeiten waren 20 bis 25 Leute beschäftigt. Der 2. Weltkrieg brachte naturgemäß einen starken Einschnitt. Johann Endler weigerte sich den Betrieb für die Kriegsproduktion umzustellen, aus diesem Grund musste er den Betrieb bis Kriegsende an eine deutsche Firma verpachten. Johann Endler führte die Guntramsdorfer Walzengravieranstalt bis Anfang der 1950er Jahre, Bereits Anfang der 1930er Jahre trat sein Schwiegersohn, Eduard Keschmann, in die Firma ein. In den fünfziger Jahren kündigte sich jedoch das Ende der händischen Gravurtechnik an. Für die Herstellung von Textildruckwalzen kam eine neue Technik auf - die Fotogravur. Und die Mode schockte den Gravierbetrieb obendrein: sie verlangte nach großflächigen Mustern, unbewältigbar für die Handgravur. Zur Umstellung auf die Fotogravur wären große Investitionen in der Höhe eines Jahresumsatzes notwendig gewesen, die von der Gravieranstalt nicht aufgebracht werden konnten. Damit fiel innerhalb weniger Jahre der ganze Geschäftszweig der Herstellung von Stoffdruckwalzen weg. Es blieb lediglich die Herstellung der Prägewalzen, der Niedergang konnte schließlich nicht aufgehalten werden. In den letzten zehn Jahren werkten nur noch zwei Fachleute in der Walzengravieranstalt. Kurt Teschitel, der letzte aktive Walzengraveur, pachtete die Firma im September 1976. 1986 wurde der Betrieb schließlich eingestellt. Nach der Schließung wollten die Eigentümer das Haus zunächst anderweitig nutzen; nach Gesprächen mit Experten des Wiener Technischen Museums, des Bundesdenkmalamtes, der Kulturabteilung der NÖ Landesregierung und der Universität Wien gelangte man jedoch zur Überzeugung, dass die Walzengravieranstalt in ihrer geschlossenen Gesamtheit als industrie- und technikgeschichtlich bedeutendes Ensemble der Nachwelt erhalten bleiben soll. Das Objekt wurde unter Denkmalschutz gestellt und 1989 als Museum eröffnet. Es hat in den Monaten April bis Oktober jeden Samstag zwischen 14 und 18 Uhr geöffnet. |